Zum Inhalt
Die Ergebnisse aktueller Lesevergleichsstudien sind alarmierend. Die Frage danach, wie Kinder beim Lesenlernen gefördert und zugleich für das Lesen motiviert werden können, ist daher präsenter denn je. Hier rücken Erstlesebücher als Subgattung der Kinderliteratur in den Fokus: Sie richten sich explizit an Leseanfängerinnen und -anfänger und wollen sowohl grundlegende Lesekompetenzen ausbauen als auch positive Leseerfahrungen ermöglichen. Ob sie das tatsächlich können, wird in der Literatur- und Lesedidaktik rege diskutiert, auch weil es bislang keine Studien zur genauen Beschaffenheit dieser Bücher gibt. Sandra Siewert untersucht erstmals systematisch die Potenziale des Erstlesebuchs für die Leseförderung. Kann es dem Anspruch gerecht werden, positive Leseerfahrungen zu begünstigen? Indem Siewert die Lesbarkeit der Texte, ihr narratives Profil sowie ihre Literarizität analysiert, zeigt sie, dass eine komplexitätsreduzierte und leseerleichternde Textgestaltung durchaus mit Literarizität vereinbar sein kann. Didaktische Funktion und literarästhetisches Erleben müssen im Erstlesebuch folglich kein Widerspruch sein, sondern lassen sich vielmehr produktiv miteinander verbinden.