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Julia Heilen untersucht die Entwicklung der strafrechtlichen Normen zu Sexual- und Sittlichkeitsdelikten im Sultanat bzw. späteren Königreich Marokko. Strukturelle, inhaltliche sowie terminologische Kontinuitäten und Bruche werden von der Autorin für die Zeit vor 1912, während der Abhängigkeit von der französischen Protektoratsherrschaft (1912–1956) sowie seit der Wiedererlangung der Unabhängigkeit 1956 bis in die Gegenwart herausgearbeitet.
Im Mittelpunkt ihrer islamwissenschaftlichen, rechtshistorischen und rechtsdogmatischen Untersuchung stehen Normen aus den Kategorien az-zinā, attentats aux moeurs sowie al-ǧināyāt wa-l-ǧunaḥ ḍidda niẓām al-usra wa-l-aḫlāq al-ʿāmma, welche durch weitere relevante strafrechtliche Normen ergänzt werden. Die Quellen- und Dokumentenanalyse stutzt sich auf eine Auswahl herausragender mālikitischer Werke von Ibn Abī Zaid al-Qairawānī (gest. 996), Sīdī Ḫalīl (gest. ca. 1374), al-Wanšarīsī (gest. 1509) und al-Wazzānī (gest. 1923), den 1913 eingeführten französischen Code pénal (ancien) sowie die 1954 in Kraft getretene erste marokkanische Strafrechtskodifikation in Form des Code pénal und das 1963 in Kraft gesetzte marokkanische Strafgesetzbuch (Maǧmūʿat al-qānūn al-ǧināʼ ī) in seiner Fassung von 2019.
Julia Heilen absolvierte an der Universität Leipzig ihr Magisterstudium der Politikwissenschaft, Arabistik und Orientalischen Philologie sowie Journalistik, gefolgt von einem zusätzlichen Masterstudium der Religionswissenschaft. Sie promovierte im Fachbereich Islamisches Recht der Universität Leipzig. Gemeinsam mit Hans-Georg Ebert ist sie Autorin von Islamisches Recht. Ein Lehrbuch. Seit 2017 lehrt und forscht sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Orientalischen Institut der Universität Leipzig.