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Proklos (412–485) war einer der einflußreichsten Leiter der neuplatonischen Akademie in Athen. Mit seinen zahlreichen Werken hat er die Philosophie des Mittelalters und der Renaissance entscheidend mitgeprägt.
Im Kommentar zur Politeia setzt Proklos sich mit Platons Kritik an Homer und an den als unmoralisch empfundenen Stellen aus den homerischen Epen auseinander. Mit der allegorischen Interpretation gelingt es ihm, auch hinter den für Uneingeweihte seltsam anmutenden Erzählungen von Göttern und Helden eine tiefere Wahrheit aufzudecken. Homer und Platon werden so zu den beiden wichtigsten Vertretern ein und derselben Weisheit, die der eine phantasievoll in seinen Epen verborgen, der andere in seinen Dialogen philosophisch-diskursiv gestaltet hat.
Welche Strategien Proklos bei diesem Vorhaben entwickelt, welche Methoden der Deutung er anwendet und welche ethischen Zielsetzungen er damit verfolgt, wird in der vorliegenden Untersuchung dargestellt.