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In Elfriede Jelineks unkonventionellem Holocaustroman „Die Kinder der Toten“ leitet die pervertierte Wiedergeburt der „Toten“ den Zusammenbruch der kollektiven Geschichtsvergessenheit der Zweiten Republik Österreich ein. Diese Studie zeigt, dass Jelineks scheinbar regelloses Spiel mit der Sprache, die den Roman an die Grenzen des Verstehbaren bringt, einer narratologisch und semantisch nachvollziehbaren Regelmäßigkeit folgt. Die befremdlichen Ver-schränkungen konträrer Bereiche – wie z.B. die Verwendung der Metapher des Desserts für einen Verkehrsunfall – dienen nicht der Entstellung, sondern der Umdeutung und Vervielfältigung des Wortsinns. „Nach Auschwitz“, so die Logik des Romans, muss die Literatur neue Wege gehen, um der Opfer der nationalsozialistischen Vernichtung gedenken zu können.