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Das deutsche „Ständebuch“ des 16. und 17. Jahrhunderts ordnet die menschlichen Tätigkeiten vom Papst bis zum Totengräber der feudal-absolutistischen Logik folgend nach den gesellschaftlichen Ständen. Im demokratisch-republikanischen Holland ist zur gleichen Zeit eine ähnliche Sammlung allein von den Arbeitsinhalten der Gewerke her bestimmt. Jan Luiken (1649–1712) sortiert das „Menschliche Betreiben“ nach seiner Bedeutung für das menschliche Leben: beginnend mit dem Bäcker und dem Kleidermacher, gefolgt von den Hausbau- und Hauspflegegewerken, den Metallarbeitern bis hin zu den Schiffbauern, den Buch- und Kunstgewerben, dem Landmann, dem Seemann und schließlich den zwischenmenschlichen Berufen des Kaufmanns, Kriegsmanns und Verwalters (Herrschers).
Jan Luiken hat 100 Vertreter verschiedener Gewerke und Berufe in ihren Werkstätten und Arbeitsräumen gezeichnet und – zusammen mit seinem Sohn Caspar (1672–1708) – nach diesen Vorlagen in Kupfer gestochen. Diese Darstellung des „Menschlichen Betreibens“ überhaupt verdeutlicht, dass für ihn alle Berufe Lebensinhalt und Daseinserfüllung sind, da sie doch alle den göttlichen Gesetzen folgen, in denen sich das menschliche Leben verwirklicht. Worin das jeweils besteht, machen die begleitenden holländischen Verse deutlich, die hier zum ersten Mal ins Deutsche übertragen worden sind. Damit ist das Hauptwerk der bedeutenden Buchkünstler endlich auch im deutschen Sprachraum zugänglich.